Bei dem Plan einen Verein zu gründen, wurden Ideen und Ziele aus der Vergangenheit aufgegriffen und erweitert. „Der Zweck des Vereins ist es, den Verfall, die Zerstörung und Verunstaltung des Körnerhauses in Großzschocher zu stoppen und die Sanierung des Hauses zu realisieren. Das Haus soll als Museum der Öffentlichkeit zugänglich sein, als Bürger- und Vereinshaus dienen und sich dadurch zu einem kulturellen Zentrum in Großzschocher entwickeln“ (1).
Neben der Sanierung des Hauses wurde die Pflege von Denkmalen der Heimatgeschichte und der napoleonischen Zeit einbezogen. Bis dahin hatten wir uns das Haus betreffend, hauptsächlich über die Sanierung Gedanken gemacht. Die spätere Nutzung wurde mehr oder weniger spekulativ behandelt. Mit der Übernahme des Hauses hatte die konkrete Planung der späteren Nutzung einen völlig neuen, wichtigen Stellenwert erhalten.
Um das Körnerhaus nach seiner Fertigstellung mit Leben zu erfüllen und einen größeren Einfluß auf die Sorgen und Probleme der Bevölkerung unseres Einzugsgebietes nehmen zu können, wurde das Aufgabengebiet des Vereins erweitert. Im August 2000 wurde in einer Mitgliederversammlung der Name >Bürger- und Förderverein „Körnerhaus Großzschocher“ e.V. angenommen und durch eine Satzungsänderung die Aufgaben eines Bürgervereins einbezogen. „Der Verein orientiert sich bei seiner Arbeit an der Richtlinie der Stadt Leipzig für Stadtteilbezogene Bürgervereine, mit der territorialen Beschränkung auf Großzschocher- Windorf. Der Verein sucht die Zusammenarbeit und Einflußnahme auf die Entscheidungen sämtlicher Ämter der Stadtverwaltung, um im Interesse der Bewohner Großzschochers und Windorfs Verkehrsberuhigung, sinnvolle Bebauung und Grüngestaltung zu erreichen“ (1).
Durch die Einbeziehung in die Bauleitplanung des Gebietes Großzschocher-Windorf hat der Verein die Möglichkeit, die Belange der Einwohner zu vertreten und Ideen einzubringen.
(1) Auszüge aus der Vereinssatzung
Vereinsarbeit
Die Gründung des Vereins war die eine Sache, eine andere – wesentlich schwierigere – die Ideen in die Tat umzusetzen und davon gab es genug für die Zukunft. Begonnen haben wir mit der Anmietung des Körnerhauses als Übergangslösung bis zum Abschluss des angestrebten Erbbauvertrages. Die offizielle Schlüsselübergabe erfolgte am 16. September 2000 zum 4. Körnerhaufest. In dieser Mieterzeit begannen wir mit der Entkernung des Hauses und dem Rückbau überflüssiger Einbauten. Parallel dazu wurden Vorbereitungen für die Sanierung, wie ein Holzschutzgutachten und Vermessungsarbeiten in Angriff genommen. Nach einigem Hin und Her, der Hilfe der Medien und der Kompromissbereitschaft der LWB kam der Erbbauvertrag zum 01. Januar 2001 zu Stande. Die Stunden, die bis heute in das Haus investiert wurden gehen in die Tausende und ein Ende ist noch nicht abzusehen. Obwohl von außen nicht zu erkennen wurde im Haus sehr viel getan. Die Deckenbalken des Erdgeschosses wurden saniert. Das bedeutete 20% der Deckenbalken auszuwechseln, was Ende 2001 abgeschlossen werden konnte.
Abwassergrundnetz und Trinkwasseranschluss wurden erneuert. Dazu musste in großen Teilen des Erdgeschoßes der Fußboden aufgenommen werden. Das musste allerdings sehr sorgfältig geschehen, um eventuell Aufschlüsse über mögliche Vorgängerbauten zu erhalten. Im Sommer 2001 wurde der Sicherungssockel um das Haus, schon 1986 begonnen, fertiggestellt. Der schon vorhandene Teil wurde im Frühjahr 2002 zur Aufbringung einer Isolierschicht freigelegt. Ein neuer Elektrohausanschluss wurde installiert und die Erneuerung der gesamten Elektroanlage im Haus ist in Arbeit. Die umfangreichen Maurerarbeiten sind in vollem Gange. Zahlreiche Öffnungen mussten zugemauert, neue Wände gestellt werden. Das erstellte Farbgutachten bildet für uns die Grundlage, die Farbgebung der Wände und Decken, Türen, Fenster und Fußböden nach historischem Vorbild auszuführen. Bis zum diesjährigen Körnerhausfest liegt noch ein großes Stück Arbeit vor uns. Zwei Räume sollen fertiggestellt und eine neue Ausstellung aufgebaut werden. Auch außerhalb des Hauses hat sich einiges getan. Im Frühjahr des vergangenen Jahres wurden die zwei fehlenden Linden vor dem Haus neu gepflanzt. Zum Körnerhausfest 2001 konnte die restaurierte Gedenktafel am Haus enthüllt werden.
Nicht nur im Haus waren wir aktiv, auch der Körnerstein wurde einer gründlichen Kur unterzogen. Mit der Aufstellung des zweiten Wegweisers zum Stein wurde diese abgeschlossen. Vorangegangen waren die Neubepflanzung des Steins, die Aufstellung einer Erläuterungstafel, die Erneuerung der Bank und natürlich die ständige Pflege des Steines und des Umfeldes.
Ab und zu tauschen wir unsere Zivilsachen gegen die historischen Uniformen des Lützower Freicorps von 1813. Dann geht es ins Biwak – u.a. nach Großgörschen im Mai oder ans Torhaus Dölitz im Oktober. Dort wird an die Ereignisse der Befreiungskriege von 1813 erinnert. Mit den Kranzniederlegungen am Körnerstein in Großzschocher zum Körnerhausfest im September und am Lützowgrab in Berlin im Dezember setzen wir eine alte Tradition fort.
Wer feste arbeitet, soll auch Feste feiern. Das in jedem Jahr stattfindende Körnerhausfest wird von der Bevölkerung angenommen und hat sich neben dem Kirchweihfest als Volksfest in Großzschocher etabliert. Als symbolisches Gründungsfest des Vereins erstmals 1997 durchgeführt nutzen wir es heute, um der Bevölkerung die Fortschritte, aber auch die Probleme bei der Sanierung des Körnerhauses nahe zu bringen. Parallel dazu werden Ausstellungen zu verschiedenen Themen präsentiert. Das historische Biwak gehört ebenso dazu wie die Aktionsbühne, die Händler, Schausteller, Feuerwehr, Polizei und der abschließende Umzug durch Großzschocher.